Zu meiner Untersuchung des Umschichtverhaltens von Seen hatte ich die Meinung von Herrn Ingo Kramer, Dipl.Biologe, Limnologe und Vorsitzender des Fischereiverbandes Baden-Württemberg eingeholt. Herr Kramer kennt den Bordesholmer See nach Aktenlage sehr gut.

Nachfolgend finden Sie seine Aussagen zur Umschichtung, aber auch zu den erforderlichen Maßnahmen an unserem Bordesholmer See.

Gesendet: Sonntag, 06. September 2020 um 19:09 Uhr
Von: "Ingo Kramer" <
ognikramer@gmail.com>
An: "Günter Stühmer" <
g.stuehmer@gmx.de>
Betreff: Re: Bordesholmer See

Hallo Herr Stühmer,

ja, für mich ist der Bordesholmer See Vergangenheit. Ich bitte Sie aber darum, mich gelegentlich auf dem Laufenden zu halten.

Zu Ihrer Frage nach der Mixis in einem Stillgewässer:

Tatsächlich haben Sie den Sachverhalt ganz richtig angegeben. Bei 4,5°C hat Wasser seine größte Dichte. Diese Dichteanomalie verursacht die herbstliche Mixis. Der Sauerstoff in den oberflächennahen Wasserschichten kommt aber zu mindestens 95% nicht aus der Atmosphäre, dem Wind und den Wellen, sondern aus der Photosynthese des Phytoplanktons und deshalb nur aus den Wasserschichten, die durchlichtet sind. Mit einfacheren Worten: Die Algen im Plankton produzieren im Licht den Sauerstoff, der in den oberen Wasserschichten vorhanden ist. Deshalb kommt in den tieferen Wasserschichten mangels Licht auch kein Sauerstoff vor.

In kälterem Wasser ist die chemische Löslichkeit für Sauerstoff größer, deshalb kann kaltes Wasser auch mehr Sauerstoff beinhalten.

Weiterhin haben Sie Recht mit der Häufigkeit der Mixis. Die herbstliche Mixis findet eigentlich immer statt, aber immer häufiger ist es die einzige Mixis im Jahr. In Ihrer Mail schreiben Sie von 3 Phasen der Durchmischung. Es sind - wenn überhaupt - nur 2. Mit der Klimaveränderung fällt die Frühjahrsmixis oft weg, vor allem in Seen mit größerer Tiefe.

Je flacher der See, desto wahrscheinlicher ist eine vollständige Durchmischung.

Mit allen anderen Tatsachen haben Sie vollkommen Recht. Ein Umkippen mit einem Fischsterben tritt tageszeitlich immer nach der dunklen Phase, also am frühen Morgen auf. Ein Hagelsturm im Sommer über dem See, der die Wasseroberfläche schnell stark abkühlt, kann auch dazu führen. Und die herbstliche Mixis, bei der sauerstofffreies Tiefenwasser an die Oberfläche kommt, kann ebenfalls zu Fischsterben durch Sauerstoffmangel führen.

Selbst wenn die Kläranlage kein Phosphat mehr in den See bringen würde wäre der schlechte Zustand mindestens für weitere 20 Jahre vorhanden. Im Sediment des Sees schlummern derart große Phosphatvorräte, dass diese einen schlechten Zustand noch viele Jahre garantieren werden. Eine Maßnahme zur Restaurierung des Sees ist deshalb einfach unerlässlich. Und für solch flache Seen kommt die Zwangsumwälzung á la Aquamotec gut in Frage.

Wenn die Gemeinden der umliegenden Seen meine fachliche Unterstützung brauchen, stehe ich gern zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen eine gelassene und lockere Sichtweise.

Viele Grüße aus dem Süden

Ingo Kramer

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